Reproduktives Entwerfen – es war schon immer so…
Das Reproduktive Entwerfen bekennt sich zu allem in der Architekturgeschichte Vorhandenem und geht mit einer unvoreingenommenen Sicht auf alle bestehenden Archi-tekturen, seien sie realisiert oder lediglich auf dem Papier entworfen, ans Werk. In der festen Überzeugung, dass wir nicht immer etwas Neues erfinden müssen oder können und dies auch gar nicht wollen, bedienen wir uns konkreter architektonischer Referenzen um diese nachzuahmen oder gar an anderer Stelle zu reproduzieren. Denn schließlich können nur „ignorante Hanswürste“ (Adolf Loos) glauben, immer wieder bei Null anfangen zu können.
Die Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen wird dabei nicht geleitet von dem Wunsch nach ästhetischer Reduktion, Transformation oder formaler wie konzeptueller Abstraktion, sondern von der präzisen und möglichst wörtlichen Aneignung des Bestehenden um daran und daraus für Heute zu leren.
Durch die gewählte Strategie des Reproduktiven Entwerfens bleiben in den neuen Entwürfen die Gedanken und Bauten unserer Vorfahren erhalten und werden sogar noch vermehrt. Wir versuchen somit eine architektonische Kontinuität in unseren Entwürfen sichtbar und erleb-bar zu machen. Grundlage für die vorgelegten Entwürfe und Arbeiten ist das 2014 von Georg Ebbing, Moritz Henkel, Philipp Rentschler und Ulrich von Ey formulierte Manifest mit seinen acht Thesen. Diese bilden auf vielfältige Weise einen Hintergrund für die tägliche Arbeit in Forschung, Lehre und Büropraxis.
Der Zeitraum 2014-2020, der auf den Ankündigungen erscheint deutet an, dass es sich bei der Ausstellung um ein „Zwischenfazit“ unserer Arbeit in diesem Zeitraum handelt. Dabei umfasst die Arbeit sowohl die Lehre an den unterschiedlichen Hochschulen (Georg Ebbing an der HSRM Wiesbaden, Moritz Henkel an der TU Dortmund sowie Philipp Rentschler und Ulrich von Ey an der Beuth Hochschule Berlin) und den jährlich stattfindenden Sommerakademien in Berlin, als auch die Arbeit in den eigenen Büros.
Daher werden wir in der Ausstellung auch zahlreiche Architekturbilder zeigen, die in Lehre und Büro entstanden sind, um einen Eindruck von der Arbeit mit architektonischen Referenzen zu vermitteln und uns gleichzeitig Rechenschaft darüber abzulegen, was wir bisher erforscht und entworfen haben.
Die Ausstellung soll dazu einladen in die atemberaubenden und vielfältige Welt der Architektur und ihrer Werke einzutauchen und soll der Besucherin / dem Besucher die Freude vermitteln, die es bedeuten kann, wenn man sich den vorhandenen Architekturen und ihrer Vielfalt wohlwollend nähert.
Die Besucherin / der Besucher ist eingeladen im Rahmen der Ausstellung selber mit Referenzen zu arbeiten, so wie die Studierenden es machen werden, die an der „Winterakademie“, die vom 18.-27. März stattfinden wird, tun werden. Auf vielfältige Weise kann sich so der große Reichtum der historischen Architektur einem jeden offen. Dabei verstehen wir „historisch“ weder als eine fest gefügte Epoche noch eine Stilrichtung, sondern beziehen unsere Vorlieben und Referenzen auf den gesamten Bereich der Architektur, die bis gestern geschaffen worden ist.